Familiäre Zustände. Wie Musik die Menschen vereint. Oder: Northcote war in Stuttgart für eine Nacht zuhause.

Matt Goud alias Northcote. Ein herzlicher Kanadier. Foto: mieseshandy.
Ich war nicht darauf vorbereitet: auf die Show von Northcote. Der nette Felix von der Flix Agency hatte mich gefragt ob ich nicht kommen möchte. Andrew Paley sollte am Mittwochabend Support für Northcote sein. Für Andrew haben wir kürzlich gemeinsam seinen Song verschenkt. Darum und weil der Song klasse ist, hatte ich Felix mal zugesagt. Wusste aber nicht ob ich es schaffe. Ich musste zuvor nämlich noch für Geld anderer Orts einen Fernsehbericht produzieren. Zum Glück war der andere Ort nicht sonderlich weit von der Stuttgarter Stadtmitte entfernt.

Gut eine halbe Stunde zu spät kam ich im Keller Klub an. Andrew Paley hatte noch nicht angefangen. Glück gehabt. Felix und Andrew begrüßten mich am Eingang. Wenn man sich überlegt wie rar der Kontakt zwischen uns dreien ist, fragt man sich schon, wie es dazu kommt, dass so ein Treffen so viel Freude hervor bringt. Ich hatte den Kollegen von Flix zuvor einmal bei einer Show von Sea + Air in Ludwigsburg getroffen. Aber schon da fing der Abend an seine familiäre Atmosphäre zu entfalten.

Andrew Paley, Frontmann der Chicagoer New-Wave-Post-Punk-Band The Static Age eröffnete mit seinem raren Solo-Set die Bühne. Super seine Stimme aus dem Klangteppich herausgestanzt, einmal ganz klar nur mit Gitarrenbegleitung zu hören. "Feeling Detroit" war großartig.

In der Zwischenzeit war ich in meinen alten Freund Tim rein gelaufen. Tim spielt aktuell bei Stumfol, einem grandiosen Stuttgarter Eigengewächs, Schlagzeug. Ich kenne ihn noch aus seiner Zeit mit der Postcore-Band Reznik Syndrom. Wir sehen uns auch viel zu selten. Schnell wurde sich über ein paar Bieren über die Vergangenheit ausgetauscht. Wir waren uns einig wie super die kleine 25-Minuten-Show von Andrew eben gewesen war. Tim freute sich schon auf den Auftritt von Northcote. Ich erinnerte mich, dass ich Northcote beim Pirate Satellite gesehen hatte. Einem kleinen Club-Festival in Stuttgart.

Diese Erinnerung kam allerdings erst wieder als Matt Goud alias Northcote auf der Bühne selbst erzählte, wie das Pirate Satellite und die damit zusammenhängenden Veranstalter Radioclash ihn das erste Mal nach Deutschland geholt hatten. Ein kleines Homecoming also auch für Northcote selbst. Über seine Show hinweg wurde die innige Stimmung im kleinen Keller immer gemütlicher, immer angenehmer. Seine Musik war großartig. Seine Show ehrlich und herzlich. Einen Großteil des Abends stand er mit seinen Northcote-Guys, wie er sie selbst nannte, seiner Band auf der Bühne. Aber auch mal alleine, nur mit der Akustik-Gitarre.

Dann fragte Northcote, alleine auf der Bühne stehend, ob jemand in der ersten Reihe Schlagzeug spiele. Tim, umzingelt von seinen Freunden, die auf ihn zeigten und sagten, dass er hier spielen würde. Der kann das. Plötzlich stand Tim auf der Bühne und wurde gebeten am Schlagzeug hinter Matt Goud Platz zu nehmen. Zaghaft nahm er die Drumsticks an sich. Mit leichtem Rhythmusspiel reihte er sich dann aber wie als wäre nichts gewesen passig in den Song ein, dessen Takt Northcote vorgab.

Ab diesem Moment wurde mit klar, dass Musik eines der großartigsten Bindemittel ist. Wie Musik die Menschen vereint. Northcote war in Stuttgart einfach so für eine Nacht zuhause.



Tim von Stumfol mit Northcote
Andrew Paley von The Static Age, solo


Mehr zu den Bands:
Northcote
The Static Age (Andrew Paley)
Stumfol

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