Frage-Antwort-Spielchen: Punk-Band Feine Sahne Fischfilet im Interview und im Visier des Verfassungsschutzes.

Feine Sahne Fischfilet. (Foto: Ole Olé, Quelle: Promo)
Eigentlich sind Feine Sahne Fischfilet nur ein paar Typen die verspielte Punk-Rock-Musik machen, und eben links auf der Politik-Skala zu orten sind. Eigentlich ein ganz normales Ding, Punk und links, so wie es halt richtig ist. Bis dann der Verfassungsschutz die Werbetrommel rührte. Sie seien Linksextremisten, so der Verfassungsschutzbericht, laut der Tageszeitung taz. Dabei sind Feine Sahne Fischfilet, im rechtsradikal gebeutelten Mecklenburg-Vorpommern in einer Minderheit, die laut gegen Nazis aktiv wird. Im Interview stellt sich Sänger Monchi nun stumpfen Fragen und bringt so manch interessante Antwort.



Fangen wir ganz stumpf an. Was soll der Name, ist das ein Witz?

Monchi: Auf ne stumpfe Frage gibt’s eine stumpfe antwort. Jo der Name ist ein Witz.

Punk, gerade Politpunk leidet oft darunter, dass er dumm klingt. Nicht nur der Punk selbst, sondern die Musik die er macht, wie kommt es dass ihr nicht so dumm klingt wie euer Name?

Monchi: Na ja, wir haben es uns dahingehend ja schon recht einfach gemacht, denn bei unseren Namen ist ja wirklich sehr schwierig, dass auch noch musikalisch zu unterbieten. Beste Ausgangslage also für Uns. Wenn man unseren Namen liest, denkt man als Erstes vielleicht gleich an eine weitere beschisse Ska Punk Combo á la ,,der himmel ist blau, die sonne scheint und die vögeln zwitschern“ bla bla. Da haben wir uns zum Glück auch musikalisch weiterentwickelt und lassen uns da auch musikalisch nicht in eine Schublade drücken. Auf der neuen Platte gibt es Punk, Stumpfe Parolen und eine Indie Ballade. Musikalisch vielfältig nennt man das dann, wenn man vor den Leuten etwas rumprahlen will.

Ich hab gelesen ihr spielt oft und gerne auf dem Land, in kleinen, sagen wir mal Käffern, warum ist das so?

Monchi: Die Fragestellung könnte den Leuten den Eindruck vermitteln, dass wir uns übelst den Arsch abfreuen, wenn wir jedes Wochenende in nem Schweinestall bei Tutow spielen würden. So ist es Nicht. Wir freuen uns natürlich auch über große Gigs und mögen es auch in Clubs zu spielen.
Für Uns ist es jedoch wichtig auch den Blick über die hippen Städte hinauszuwagen. Wenn der einzige Jugendclub in der Stadt die Bushaltestelle ist und die einzige Ausgehmöglichkeit am Wochenende, die immer erbärmlicher werdende Großraumdisse ist,dann freut man sich sicherlich über Abwechslung. Vor allen Dingen wenn man sich als alternativ et cetera begreift.

Wie ist die Lage in Mecklenburg-Vorpommern? Sind da wirklich so viele (wir brauchen das nicht schönen) Neo-Nazis unterwegs? Ich war da noch nie, deshalb frage ich so blöd.

Monchi: 40000 Menschen haben hier die NPD gewählt. Die Nazis sitzen im Landtag und bauen ihre Strukturen immer weiter aus und verfestigen sich in bestimmten Regionen. Hier gibt es NPD Kinderfeste, bei den mehr als 300 Leute kommen und sich niemand groß dran stört, wenn die Kids mit einem ,,schwarz,weiß,roten Luftballon“ rumlaufen. Es gibt regelmäßig neonazistische Übergriffe auf alternative Jugendliche und MigrantInnen. Es gibt also schon eine ganze Menge Scheisse hier.
Es gibt jedoch auch Dinge die megageil sind. Nur 15 Minuten vom Meer entfernt leben ist schon der Hammer,Fischbrötchen schmecken auch und in Städten wie Rostock und Greifswald lässt es sich beispielsweise schon ziemlich cool leben.

Erklär doch mal die Sache mit dem Verfassungsschutz, bitte?

Monchi: Wir sind mega die oberkrassen Typen und endlich hat das auch der Verfassungsschutz erkannt. Da der uns auch riesencool fand und mitbekommen hatte, dass wir nun unser drittes Album ,,Scheitern und Verstehen“ bei Audiolith raus kommt, dachten sie sich, dass sie ganz gerne eine Promokampagne starten wollen. Dies ist Ihnen mehr als gut gelungen. Wir waren auf der Titelseite im taz, geben Interviews für ein Popkultur Blog und seit der Veröffentlichung des VS Berichtes läuft der Vorverkauf der neuen Platte glänzend. Danke dafür, lieber Verfassungsschutz.

Habt ihr was auf dem Herzen, das ihr schon immer mal sagen wolltet aber nie die Plattform dafür da war?

Monchi: Wir haben es von einer Möwe gezwischtert bekommen, dass es Gerüchte gab, dass es bald keine  ,,Nic Nac`s“ mehr geben soll. Sollte dies in die Tat umgesetzt werden, werden wir auf allen Ebenen und mit allen Mitteln dieses Teufelsvorhaben zu unterbinden! ,,Nic Nac`s für alle, sonst Krawalle“! Danke, das wars!

Mehr Hintergründe?
Der Artikel bei der taz.
Das Album "Scheitern und Verstehen" erscheint am 9.11.2012 bei Audiolith. Review dazu in Kürze bei MY INDIE MIND.

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